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Kryptosporidiose

Die Kryptosporidiose ist eine Infektionserkrankung, die zu Durchfall führt. Ausgelöst wird die Krankheit durch den Parasiten Cryptosporidium parvum, der Schleimhäute des Darms befällt. Schätzungsweise 1,5 % aller Durchfallkrankheiten werden durch diesen Parasiten verursacht. Bei Cryptosporidium parvum handelt es sich um ein ovales Sporentierchen, das wechselweise zwischen Menschen und anderen Wirbeltieren übertragen werden kann und daher zur Gruppe der sog. Zoonosen gehört. Die Erreger werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Durch mit den Parasiten verunreinigte Nahrungsmittel oder verseuchtes Wasser erfolgt die Übertragung der Krankheit. Wird Cryptosporidium parvum nachgewiesen, besteht gemäß Infektionsschutzgesetz eine namentliche Meldepflicht.

Ursachen der Kryptosporiodose

Die Parasiten werden gewöhnlich durch verunreinigte Lebensmittel oder Wasser oral (mit dem Mund) aufgenommen. Insbesondere von Wirbeltieren wie Pferden, Rindern, Ziegen, Schafen, Katzen, Hunden und Vögeln stammende Ausscheidungen können eine Verunreinigung von Nahrungsmitteln mit Cryptosporidium parvum auslösen. Auch Reptilien sind als Träger von Cryptosporidium parvum festgestellt worden. Daneben kann der Parasit auch zwischen Menschen und zwischen Tieren übertragen werden.

In einer geringen Fallzahl erfolgte die Übertragung des Parasiten beim Geschlechtsverkehr und bei Geburten. Gelangt Cryptosporidium parvum im Entwicklungsstadium einer sog. Sporozyste in den Magen-Darm-Bereich, setzt jede einzelne der Sporozysten genau vier sog. Sporozoiten frei, die in der Lage sind, in Darmwandzellen einzudringen. Die sich dort vermehrenden Erreger werden etwa eine Woche bis drei Wochen nach der Infizierung über den Stuhl ausgeschieden, soweit sie nicht andere Darmzellen befallen. Da die Erreger besonders widerstandsfähig sind, können sie monatelang oder sogar länger als ein Jahr ihre Fähigkeit zur Infektion behalten. Ist das Immunsystems eines Menschen (z. B. bei HIV/Aids) geschwächt, können in den Darmzellen befindliche Parasiten weitere Krankheitsschübe auslösen.

Symptome

Die Inkubationszeit zwischen Infektion und dem Auftreten von Krankheitssymptomen, die durchschnittlich etwa eine Woche beträgt, schwankt zwischen einem und vierzehn Tagen. Auch die Zeitspanne bis zum ersten Ausscheiden der etwa 2 bis 5 Mikrometer großen Oozysten (das vor der Sporozyste liegende Entwicklungsstadium des Parasiten) variiert stark und liegt zwischen fünf und 28 Tagen (Präpatenzzeit). Oozysten werden über einen Zeitraum von mindestens zwei Monaten ausgeschieden. Die Bandbreite der möglichen Symptome einer Infektion mit Cryptosporidium parvum ist vielfältig. Einige Infizierte zeigen keinerlei Krankheitsanzeichen.

Andere erleiden starke, wässrige Durchfälle, die sich in gewaltigen Durchfallschüben mit täglich bis zu zwanzig Stuhlgängen äußern können. Hierbei können Flüssigkeitsverluste von bis zu zehn Litern täglich auftreten. Hinzu kommen zuweilen Bauchschmerzen, Krämpfe, allgemeine Übelkeit und leichtes Fieber (bis 39 °C) sowie Lymphknotenschwellungen (Lymphadenopathie). Bei gesundem Immunsystem bilden sich die Krankheitssymptome etwa nach zehn Tagen zurück. Liegt aber eine Immunschwäche vor (z. B. bei Aids) kann – ebenso wie bei infizierten Säuglingen – eine Kryptosporiodose in einen chronischen Verlauf übergehen.

Die chronische Krankheit ist deshalb so gefährlich, weil dem Körper durch den dauernden Durchfall viele Elektrolyte und große Flüssigkeitsmengen verloren gehen. In der Folge können sich Mangelerscheinungen und Gewichtsverluste in sogar lebensbedrohendem Ausmaß einstellen. Insbesondere bei Menschen, die an HIV/Aids erkrankt sind, treten häufig weitere Krankheitsanzeichen in Form von Entzündungen der Leber, der Galle, des Blinddarms, der Bauchspeicheldrüse und der Lunge ein.

Diagnose

Die Diagnose setzt eine umfangreiche klinische Untersuchung voraus. Dabei wird der Stuhl des Erkrankten labormedizinisch untersucht, indem das mit einer speziellen Farbe versetzte Untersuchungsmaterial auf das Vorhandensein der Oozysten des Erregers überprüft wird. Eine weitere (indirekte) Möglichkeit zum Nachweis der Erreger bietet die sog. Immunfluoreszenz, mit der Antigene (durch Anbringung eines fluoreszierenden Farbstoffes an Antikörpern) erkennbar gemacht werden.

Ferner kann mittels Endoskop eine Gewebeprobe aus dem Darm entnommen und damit die Diagnose einer vorliegenden Kryptosporidiose-Erkrankung gestellt werden. Die sog. Prävalenzrate (Erkrankungsrate) liegt in den Industriestaaten bei geschätzten 1 bis 3 %, steigt bei HIV-Infizierten auf 2 bis 5 % und erreicht bei an Diarrhoe (Durchfall) erkrankten Aids-Patienten bis zu 16 %. In asiatischen und afrikanischen Staaten der Dritten Welt wird von einer bis zu zehnprozentigen Prävalenzrate ausgegangen.

Auswirkungen einer Infektion

Bei Patienten mit stabilem Immunsystem laufen die Symptome normalerweise nach ein bis zwei Wochen aus. Bei immungeschwächten Kranken kann ein chronischer Verlauf der Kryptosporidiose zu Gewichtsverlusten und massiven Verdauungsproblemen führen. Ein solcher Verlauf stellt häufig eine sog. opportunistische Infektionskrankheit bei vorliegender HIV/Aids-Erkrankung dar. Die Schwere des Krankheitsverlaufs richtet sich nach dem Ausmaß der Immunschwäche. Bei extrem schwachem Immunsystem ist auch ein tödlicher Ausgang der Kryptosporidiose möglich.

Behandlung

Eine Therapie gegen die Kryptosporiodose konnte bislang noch nicht entwickelt werden. Bei ausreichendem Immunsystem heilt die Krankheit von selbst aus, so dass sich die Behandlung auf eine hinreichende Zufuhr von Flüssigkeit unter Zugabe von Elektrolyten beschränkt. Bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem wird versucht, das Abwehrsystem durch Verabreichung von Medikamenten zu stärken, die gegen Retroviren wirksam sind.

Um die Aufnahme dieser Präparate durch den Körper zu verbessern, kann es in einigen Fällen sinnvoll sein, gleichzeitig medikamentös gegen den Durchfall vorzugehen. Bestimmte, in den USA bei der Behandlung von Kryptosporidiose eingesetzte Medikamente sind in Deutschland noch nicht zugelassen, zumal ihre Wirksamkeit bisher nur teilweise nachgewiesen werden konnte.

Vorbeugende Maßnahmen

Eine umfassende Prophylaxe gegen Kryptosporidiose ist nicht möglich. Vor allem bei Aufenthalten im Ausland, insbesondere in Kryptosporidiose-Risikogebieten und in Regionen mit unzureichenden hygienischen Bedingungen sollte kein Leitungswasser getrunken werden. Milchprodukte wie Eis und Joghurt, nicht abgekochte Milch, roher Fisch und rohes Fleisch sowie Obst und Gemüse sollten nicht verzehrt werden. Nur abgekochte Nahrungsmittel sind zu empfehlen. Außerdem sollten unmittelbare Kontakte zu einheimischen Tieren vermieden werden. Nicht bedenklich sind nur Getränke, wenn sie sauber in Dosen oder Flaschen abgefüllt wurden.

Das Einhalten grundlegender Hygienemaßnahmen (wie z. B. ein regelmäßiges Waschen der Hände) gehört zu den wichtigsten Prophylaxe-Maßnahmen gegen Kryptosporidiose. Nach dem Infektionsschutzgesetz unterliegt nicht nur jede erwiesene Erkrankung einer namentlichen Meldepflicht. Auch ohne labortechnischen Nachweis erfolgt eine Meldung bereits bei bloßem Verdacht auf eine Erkrankung mit Kryptosporidiose. Gemäß Infektionsschutzgesetz ist bei Erkrankungsverdacht eine Tätigkeit in Bereichen untersagt, die mit unmittelbarem Lebensmittelkontakt verbunden sind.

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Dieser Artikel wurde von Marion zuletzt überarbeitet am: 13. Oktober 2020.
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