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HIV in Rumänien

Nicht weit entfernt vom Stadtzentrum hausen zahlreiche Familienclans, oft mehr als 15 Personen unter einem Dach, darunter Kinder, Erwachsene, Drogenjunkies, Prostituierte und auch solche mit dem tödlichen Befund: HIV positiv. Hier in bitterer Armut gedeiht der Drogenkonsum prächtig und mit ihm auch das Virus. Rumänien ist mit seinen rund 12.000 Infizierten, mehr als die Hälfte davon Kinder und Jugendliche keineswegs allein.

Weltweit wird hier zurzeit zwar der höchste Anstieg von Neuinfektionen verzeichnet, große Teile Osteuropas, das zentralasiatische Kasachstan sowie die Ex-Sowjetrepubliken werden geradezu überrollt. Zwar gilt Afrika noch immer als Aids-Seuchenherd Nummer eins, jedoch seit Mitte der 90er Jahre in der Ukraine die ersten HIV-Fälle entdeckt wurden, haben die einstigen sozialistischen Länder in beängstigendem Maße aufgeholt. Zwischen Schwarzmeer und Ostsee und zwischen Oder und Ural leben derzeit mehr als 1,5 Millionen Personen mit dem Aids-Erreger. Hierunter viele Männer, kaum älter als 20 Jahre. Die hohen Infektionsraten lassen sich vor allem in den betroffenen Ländern auf den extrem zugenommenen Drogenmissbrauch zurückführen. Heroin überrennt zu preisgünstig den Markt.

Für die Hunderttausenden Menschen, welche seit dem Zusammenbruch der kommunistischen Systeme in hoher Armut leben müssen, ist dieses Opiat oft die einzige und letzte Möglichkeit, einem solch trostlosen Alltag zu entfliehen. So ist die Nadel für unzählige Menschen lebensbedrohliche Routine. Kommerzieller, meist ungeschützter Sex lässt die Immunschwächekrankheit in Turbo-Manier um sich greifen. In Osteuropa verzichten viele Jugendliche auf die sie schützenden Kondome. Hierbei ist besonders alarmierend, dass 90 Prozent der HIV-Infizierten in den osteuropäischen Staaten bisher wegen der maroden Gesundheitssysteme keine lebensverlängernden Medikamente erhalten.

Manifestation von HIV in Rumänien

Inhaltsverzeichnis zum Thema HIV in Rumänien:

Eigentlich wird in Rumänien der Welt-Aids-Tag am 1.Dezember begangen. Doch in hier ticken die Uhren anders. Da ausgerechnet der Nationalfeiertag auf den gleichen Tag fällt, wird der Aids-Tag einfach mal um ein paar Tage verschoben. Schließlich möchte man an einem so patriotischen Tag voller Freude nicht von schlechten Erinnerungen belästigt werden. Denn damals in den 90er Jahren war Rumänien europaweiter Rekordhalter im puncto HIV infizierte Kinder und Jugendliche.

Tausende Personen waren in dieser Zeit durch Bluttransfusionen, sowie Impfkampagnen mit dem HIV-Erreger angesteckt worden. Die Medien schürten infolgedessen Ängste vor einer riesigen, explosionsartigen Pandemie, sobald diese Generation erwachsen und sexuell aktiv werde. Heute sind diese tatsächlich erwachsen und stellen tatsächlich noch immer einen Großteil der Patienten mit HIV dar. Vier von fünf Infizierten jedoch haben überlebt.

Die Situation heute

Die Situation in Rumänien ist im Verhältnis zu früher sehr gut. Der Skandal von damals hatte zumindest die Politiker in Bukarest für den Erreger und seine Gefahren sensibilisiert. Es wurde begonnen, darüber zu sprechen, diesbezüglich zu handeln und aufzuklären. So geben nun die Erfolge, die das Land im Kampf gegen die Immunschwäche erzielt hat, Grund zur Hoffnung. Die Zahl der bekannten Fälle bleibt schon seit 2001 nahezu konstant bei zirka 10.000 Betroffenen. Bei 21 Millionen Rumänen gibt das eine Quote, die im weltweiten Vergleich als niedrig eingestuft werden kann. Rumänien ist das einzige Land in der Region, in dem alle Patienten ein kostenfreier Zugang zu der antiretroviralen Therapie sowie gewährt als auch garantiert wird. Leider können sich die Pharmakonzerne zwar noch nicht zu nennenswerten Preisnachlässen durchringen, dafür engagieren sie sich jedoch vereinzelt bei Forschungs- und sozialen Projekten.

Viele Organisationen im Land bieten nötige Hilfe, hierbei liegt der Fokus auf der psychosozialen Betreuung von Infizierten. So werden die Menschen sowohl hier über ihre Rechte aufgeklärt, als auch in dem Umgang mit den Behörden beraten. Ein Beispiel ist hier die Hilfe dabei wenn den Personen die zustehende Sozialhilfe nicht ausgehändigt wird. Rumänien fehlt es außerdem nicht an Gesetzten bezüglich des HIV oder Aids, jedoch fehlt es hier an der Umsetzung und Einhaltung dieser Gesetze. So sind heiratswillige Paare bis vor kurzem noch gezwungen worden einen Test abzulegen ob sie HIV infiziert sind. Obwohl diese Umsetzung vor Gericht als ein Verstoß gegen die Persönlichkeitsrechte beurteilt wurde, fordern einige Behörden vorab noch immer ein derartiges Gesundheitszeugnis, bis diese eine Ehegenehmigung erlauben. Auch einen rationalen Diskurs über HIV hat es in der rumänischen Gesellschaft bislang noch nicht gegeben. Das Thema wird höchstens von der Boulevardpresse ausgeschlachtet.

HIV positiven Menschen haftet ein Stigma des Unmoralischen an, da diese nun einmal sexuell übertragen werden kann. Schon der schulische Aufklärungsunterricht erzählt den Pubertierenden Jugendlichen, dass neben Präservativen der beste Schutz gegen Aids sei, die Anzahl der Sexualpartner so gering wie möglich zu halten. Dabei konnte keine Studie bisher den Beleg darüber erbringen, dass rumänische Jugendliche im Gegensatz zu ihren westeuropäischen Altersgenossen weniger promiscue sind. Den Verkaufszahlen und den Umfragen sogar zur Folge, werden die Kondome eher selten benutzt. So werden auch die kostenfrei angebotenen HIV-Tests ebenfalls kaum in Anspruch genommen.

Unter Injektionsabhängigen, Prostituierten und männlichen Homosexuellen, werden auch in Rumänien die Angehörigen der Roma Minderheit als Risikogruppe klassifiziert. Hier gestaltet sich durch das eher niedrige Bildungsniveau und die Abgeschlossenheit der Familienverbände die Präventionsarbeit sehr schwierig. Traditionell für die Verhütung zuständig sind die Frauen. Auch besitzen viele keine Ausweisdokumente und sind außerdem gegenüber öffentlichen Institutionen eher skeptisch. Auch wenn sie anonym behandelt werden, scheuen viele den Weg in Beratungsstellen oder Krankenhäuser. Aufgrund dessen schätzen viele Hilfsorganisationen die Dunkelziffer in Rumänien um bis zu 50 Prozent höher, als offiziell bekannt gegeben.

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Dieser Artikel wurde von Marion zuletzt überarbeitet am: 14. Oktober 2020.
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