Die Viruserkrankung HIV kann immer dann übertragen werden, wenn infektiöse Körperflüssigkeiten – genau gesagt: Blut, Sperma und/oder Vaginalsekret – in ausreichender Menge über den Blutweg, Körperöffnungen bzw. über die Schleimhäute in den Organismus gelangt. HIV ist keine Schmierinfektion – im normalen Alltag kann man sich daher nicht mit HIV infizieren.Gerade in den westlichen Industrienationen ist ein Frisör- oder Arztbesuch, aber auch eine OP in der Regel nicht mit Risiken verbunden. Ein Risiko für eine Ansteckung mit HIV kann nur dann bestehen, wenn eben die oben genannten Körperflüssigkeiten übertragen werden. Da dies im medizinischen oder allgemein gesprochen: in allen Bereichen, bei denen eine besondere Hygiene erforderlich ist, praktisch ausgeschlossen ist, besteht hier nur in Ausnahmefällen ein potentielles Risiko.
Erhält man beispielsweise im Rahmen einer Operation eine Blutspende von Dritten, so besteht ein Restrisiko, sich trotz der massiven Test mit Spenderblut und allen damit verbundenen Sicherheitsmaßnahmen mit HIV zu inifzieren. Das Ansteckungsrisiko beim Erhalt von Blutspenden kann aktuell mit ca. 1 zu 3 Millionen (Quelle: Ärztezeitung) angegeben werden. Das Restrisiko ist also sehr gering.
Anders sieht es beispielsweise bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr (vaginal oder anal) oder beim rezeptiven Oralverkehr aus. Die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung ist hier vergleichsweise massiv höher. Das Risiko einer Ansteckung ist bei der Benutzung von kollektiv genutzten Spritzen und Kanülen im Rahmen des Drogenkonsums („Fixen“) ebenfalls sehr hoch.
Der Ansteckung mit HIV folgt ein spezifischer Krankheitsverlauf, der schlussendlich im AIDS Vollbild endet, in dessen Verlauf der Patient stirbt. AIDS endet – sofern der Infizierte oder die Infizierte nicht vorher durch andere Umstände ablebt – immer tödlich. Es gilt also, sich präventiv zu schützen. Eine Infektion mit HIV kann durch die Verwendung von Kondomen beim Sex, durch HIV-Handschuhe bei einem Unfall und durch Maßnahmen wie der Nutzung von sterilem Einweg Drogenbesteck (in jeder Apotheke für wenig Geld erhältlich und in vielen Städten kostenlos zu erlangen) effektiv vermieden werden.
Sie haben ein Risiko für eine HIV Ansteckung? Der Risikokontakt liegt nur kurz zurück?
Sollten Sie einer Risikosituation in puncto HIV ausgesetzt gewesen sein, so können Sie bis zu 72 Stunden nach dieser Situation eine sogenannte Postexpositionsprophylaxe (kurz „PEP„) durchführen lassen. Je früher die PEP begonnen wird, um so wahrscheinlicher ist es auch, dass diese anschlägt und eine Ansteckung mit HIV doch noch verhindert. Wenn irgend möglich, sollte die PEP bereits innerhalb von maximal 24 Stunden nach dem Risikokontakt begonnen werden. Eine PEP dauert in der Regel 4 Wochen und impliziert, dass der Patient in diesem Zeitraum entsprechende Medikamente zuverlässig (!) einnimmt.
Die PEP kann eine Infektion aber nicht in jedem Fall verhindern. Sie darf also keineswegs als „sichere Gegenmaßnahme“ gelten. Eine Postexpositionsprophylaxe kann nur durch einen Arzt verschrieben werden. Die PEP muss in vielen Fällen selbst bezahlt werden. Erfahrungsgemäß fallen dabei Kosten um die 900-1000 Euro an. In einigen Fällen – insbesondere bei einem nicht vorliegenden Selbstverschulden für die Risikosituation – übernehmen Krankenkassen und die Private Krankenversicherung die dafür angefallenen Kosten. Ob dies der Fall ist, sollte in jedem Einzelfall im Vorfeld mit der Versicherung geklärt werden. Andererseits muss auch bedacht werden, dass der Preis der PEP die wohl wichtigste Investition im Leben eines Menschen sein kann, wenn hierdurch doch noch eine Ansteckung mit HIV verhindert werden kann.
Da eine Postexpositionsprophylaxe oftmals von starken Nebenwirkungen begleitet wird, ist das vorherige Gespräch mit dem Arzt oder (falls zeitlich möglich) eine Rücksprache mit dem Hausarzt, der einen bereits seit Jahren kennt äußerst sinnvoll. Der Hausarzt kennt den Zustand des jeweiligen Patienten i.d.R. seit Jahren und kann hierdurch aktiv zur Begleitung einer PEP beitragen.