Geschwollene Lymphknoten sind zumeist auf harmlose Infektionen zurückzuführen, können aber auch auf Entzündungen beruhen oder auf gut- oder bösartige Tumore und somit auf schwere Krankheiten hindeuten. Es kann also sein, dass Lymphknotenschwellungen z. B. das Anzeichen einer HIV-Erkrankung darstellen. Doch ist dies keinesfalls zwingend, da es bei einer Infizierung mit HIV/Aids keine mit Sicherheit auftretenden Symptome gibt. Jeder Lymphknoten filtert die Lymphe, das hellgelbliche Gewebswasser einer bestimmten Körperregion. Lymphknoten gehören als Bestandteile des den gesamten Körper durchziehenden Lymphsystems zum Immunsystem, welches der Bekämpfung von Krankheitserregern dient. Lymphknoten befinden sich in vergleichbarer Struktur, aber unterschiedlicher Größe innerhalb der inneren Organe, in der Leistengegend, am Hals und in der Achselhöhle. Das Lymphsystem ist darauf spezialisiert, Lymphozyten (Lymphzellen) herzustellen, die zwischen 20 und 50 % der im Blut enthaltenen Leukozyten („weiße Blutkörperchen“) ausmachen. Das mit dem Blutkreislauf eng verbundene Lymphsystem hat über die Abwehrfunktion hinaus auch Bedeutung für den Transport von Flüssigkeit.
Entsprechend ihrer Ursache können Lymphknotenschwellungen räumlich begrenzt sein (lokalisierte Lymphknotenschwellungen). Meistens besteht dann in dieser Körperregion eine Entzündung oder ein Infekt. Beispielsweise sind bei grippalen Infekten und Erkältungen nur geschwollene Halslymphknoten anzutreffen. Auch bei bestimmten Geschlechtskrankheiten wie Tripper (Gonorrhoe) und einem Befall mit Chlamydien-Bakterien sind die Lymphknotenschwellungen lokal begrenzt. Zuweilen sind aber die Lymphknoten überall am Körper geschwollen. Ein solches Bild wird als „generalisierte“ oder „systemische“ Lymphknotenschwellung bezeichnet, die zum Beispiel bei Viruserkrankungen wie Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber) oder Röteln auftritt. Aber auch Bakterien sind in der Lage, systemische Lymphknotenschwellungen hervorzurufen. Für die (in westlichen Breiten selten gewordene) Pesterkrankung, die in Regionen mit ungenügenden Hygienemaßnahmen und unzureichender medizinischer Versorgung aber immer noch auftritt, sind den gesamten Körper betreffende, vereiterte Entzündungen der Lymphknoten typisch. Darüber hinaus bewirken auch bestimmte Krebserkrankungen wie Lymphdrüsenkrebs und Blutkrebs (Leukämie) generalisierte Lymphknotenschwellungen.
Ursachen von Lymphknotenschwellungen
Inhaltsverzeichnis zum Thema Lymphknotenschwellung:
Neben – von Bakterien oder Viren ausgelösten – zuweilen harmlosen Infekten können auch gutartige (benigne) und bösartige (maligne) Tumorerkrankungen zu Lymphknotenschwellungen führen.
Lymphknotenschwellungen bei bakteriellen Infekten
Bei einer Entzündung der Gaumenmandeln (Tonsillitis, Angina tonsillaris), die regelmäßig von Bakterien (zumeist Streptokokken) und in Einzelfällen von Viren ausgelöst wird, sind die Lymphknoten am Hals geschwollen. Weitere Symptome sind neben den vereiterten Mandeln Schluck- und Halsschmerzen sowie Fieber. Infizierungen durch Bakterien führen beispielsweise bei der Pest, der Gonorrhoe, der Tuberkulose und bei Syphilis zu Lymphknotenschwellungen. Die Möglichkeit einer Erkrankung an Pest, die in Mitteleuropa ausgerottet ist, besteht unverändert in Teilen Amerikas (u. a. südwestliche USA), Asiens (u. a. China, Indien und Russland) und Afrikas (u. a. Kongo und Madagaskar).
In den vereiterten Lymphknoten, aber auch im Blut und im Auswurf (Sputum) lassen sich die Pesterreger nachweisen. Bei Pestformen wie der Pestlaryngitis, der Pestmeningitis und der Hautpest sind die Lymphknotenschwellungen zunächst räumlich begrenzt. Die durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae hervorgerufene Gonorrhoe (Tripper) ist eine weltweit sehr verbreitete Infektionserkrankung, bei der eine lokalisierte Lymphknotenschwellung auftreten kann. Die chronisch verlaufende Tuberkulose (TBC, Schwindsucht) wird durch Tuberkel-Bazillen (Mycobacterium tuberculosis) übertragen. Bei einem durch AIDS geschwächten Immunsystem erhöht sich das Risiko einer TBC-Erkrankung. Bei der sog. Hiluslymphknoten-Tuberkulose sind die Lymphknoten im Brustkorb angeschwollen. Bei der Geschlechtskrankheit Syphilis (Lues) treten im zweiten von insgesamt vier Erkrankungsstadien (sekundäre Syphilis) Lymphknotenschwellungen auf. Syphilis lässt sich gut mit dem antibiotisch wirkenden Penicillin behandeln.
Lymphknotenschwellungen bei Virusinfektionen
Zu den Virusinfektionen, die Lymphknotenschwellungen auslösen, gehört die HIV-Infektion. Während HIV den Erreger „Humane Immundefizienz-Virus“ bezeichnet, ist unter AIDS die Immunschwächekrankheit zu verstehen, in die die Infektion nach einigen Jahren übergehen kann. Einige Wochen nach Infizierung mit dem HIV-Virus können Lymphknotenschwellungen in verschiedenen Körperbereichen auftreten (Lymphadenopathie-Syndrom, LAS). Zwischen einer Woche und sechs Wochen dauert es nach der Infizierung, bis sich in etwa drei Viertel aller Erkrankungsfälle die akute HIV-Krankheit entwickelt, die (unabhängig von LAS) zu Lymphknotenschwellungen führen kann.
Auch bei der Ansteckung mit Masern- und Rötelviren sind generalisierte Lymphknotenschwellungen anzutreffen. Die durch das Epstein-Barr-Virus ausgelöste Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber) ist eine grundsätzliche leichtere Erkrankung, die aber ebenfalls mit Fieber sowie mit Lymphknotenschwellungen einhergeht, die den ganzen Körper betreffen. Gravierend sind zuweilen insbesondere die bei Mononukleose auftretenden Schwellungen der Halslymphknoten, die Hühnereigröße erreichen können. Die Konsistenz der Halslymphknoten ist teilweise fest, teils aber auch schwammartig weich. Bei der Mononukleose sind gewöhnlich auch die Lymphknoten in Bauchhöhle und Brustkorb vergrößert. Die Virusinfektion Zytomegalie (CMV) betrifft vor allem Menschen mit geschwächtem Immunsystem (wie z. B. bei HIV/AIDS) sowie ungeborene Kinder, wenn sich die schwangere Frau mit dem CMV-Virus ansteckt. Bei einem Teil der CMV-Erkrankten bilden sich generalisierte Lymphknotenschwellungen aus.
Lymphknotenschwellungen nach Parasitenbefall
Eine opportunistische Erkrankung bei bestehender Immunschwäche (z. B. bei HIV) ist die von dem Parasiten Toxoplasma gondii herbeigeführte Toxoplasmose, die aber auch bei Neugeborenen auftreten kann, deren Mutter sich während der Schwangerschaft infiziert hat. Zu den verschiedenen Symptomen gehören auch generalisierte Lymphknotenschwellungen. Die nach einem Stich bestimmter Mückenarten durch einzellige Parasiten verursachte Infektionserkrankung „Kutane Leishmaniose“ kann nach einiger Zeit auch die Lymphknoten schrittweise generalisiert befallen, sobald die Parasiten in ihrer langsamen Verbreitung über Blut- und Lymphgefäße die jeweiligen Lymphknoten erreichen. Die häufigste aller Tropenkrankheiten, mit der sich jedes Jahr – vor allem in Afrika – ungefähr 250 Millionen Menschen infizieren, ist die Malaria. Parasiten des Typs Plasmodium werden dabei durch Mückenstiche übertragen und können u. a. generalisierte Lymphknotenschwellungen auslösen.
Lymphknotenschwellungen bei Rheuma-Erkrankungen
SLE (Systemischer Lupus erythematodes) ist eine selten auftretende entzündliche Erkrankung des Bindegewebes. Sie stellt eine der Autoimmunerkrankungen dar, bei der sich das Immunsystem gegen eigenes Körpergewebe richtet. Eines der Symptome der Krankheit sind Lymphknotenschwellungen, die sich entweder allmählich entwickeln oder plötzlich auftreten können. Ebenso liegt der Entzündungskrankheit Arthritis (Rheuma) eine Fehlsteuerung des Immunsystems zugrunde, die mit Schwellungen der Lymphknoten einhergehen kann.
Lymphknotenschwellungen bei gut- und bösartigen Lymphomen
Eines der Hauptmerkmale der gutartigen Entzündungskrankheit Sarkoidose (Morbus Boeck) sind Granulome (Knötchen), die sich vor allem in den Lymphknoten und in der Lunge befinden, aber auch die meisten anderen Körperorgane betreffen können. Die Granulome entstehen aufgrund einer in den Einzelheiten noch nicht erforschten Fehlsteuerung des Immunsystems. Hauptsächlich sind die Granulome in den zwischen den Lungenflügeln angesiedelten Lymphknoten zu finden. Diese Lymphknotenschwellungen können nur durch eine computertomographische oder eine Röntgenuntersuchung nachgewiesen werden. Beim Blutkrebs (Leukämie) sind ebenfalls Lymphknotenschwellungen möglich
Der bösartige Morbus Hodgkin (Hodgkin-Lymphom) befällt zu Beginn vor allem die Hals- und Nackenlymphknoten. Er entsteht aus Zellen des Lymphgewebes. Deshalb wird der Morbus Hodgin häufig auch als Lymphdrüsenkrebs bezeichnet. Einzige Symptome des Morbus Hodgkin sind vergrößerte Lymphknoten, von denen kein Schmerz ausgeht. Neben den seitlichen Hals-Lymphknoten sind vornehmlich die Mittelfell-Lymphknoten zwischen den Lungenflügeln, die Lymphknoten in der Schlüsselbein- und in der Leistenregion sowie Lymphknoten in den Achselhöhlen betroffen. Das ebenfalls bösartige Non-Hodgin-Lymphom (NHL) entsteht aus Lymphgewebe der Lymphknoten oder der Lymphbahnen. Das NHL kann sich in einer weniger bösartigen (niedrigmalignen) oder in einer sehr aggressiven (hochmalignen) Form entwickeln. Auch das NHL zeigt schmerzlose Lymphknotenschwellungen. Die Diagnose wird anhand einer Lymphknoten-Biopsie (Gewebeprobe) vorgenommen.
Diagnose und Therapie der Erkrankung
Zunächst muss festgestellt werden, welche Erkrankung der Lymphknotenschwellung zugrunde liegt. Bei der ärztlichen Untersuchung werden der Allgemeinzustand des Patienten überprüft, die Krankengeschichte beleuchtet und neben den Lymphknotenschwellungen möglicherweise vorhandene weitere Beschwerden oder Symptome festgestellt. Die Einholung von Informationen über Lebensumstände wie vor kurzem absolvierte Fernreisen oder Auffälligkeiten wie Gewichtsabnahme, Vorliegen einer lokalisierten oder generalisierten Lymphknotenschwellung, die Zeitdauer seit Bemerken der Lymphknotenschwellung und die Einnahme von Medikamenten dienen der Vorbereitung einer Diagnose.
Entsprechend der vermuteten Krankheit können dann Bluttests, Biopsien, Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen sowie Kernspin- und Computertomographien durchgeführt werden. Die Therapie orientiert sich an der festgestellten Grunderkrankung. Bei harmloseren Erkrankungen wird häufig keine spezielle Therapie erforderlich. Bei anderen Krankheiten wie Masern und Mononukleose genügt zumeist eine Symptombehandlung. Der Einsatz von Antibiotika erfolgt bei einer Infizierung mit Bakterien. Virostatika werden bei gravierenderen Viruskrankheiten verabreicht. Lymphome machen Bestrahlungen und Chemotherapien notwendig.