Die Kokzidioidomykose ist eine Erkrankung des Immunsystems, die vom Schlauchpilz hervorgerufen wird. Eine Infektion mit Erregern dieser auch Wüsten- oder Talfieber genannten Krankheit findet im überwiegenden Teil der Fälle durch das Inhalieren von mit Pilzsporen versetztem Staub statt. Schlauchpilze (coccidioides posadasii und coccidioides immitis) kommen in Wüstenregionen auf dem gesamten amerikanischen Kontinent (und dort spezifisch in Mexiko und den Bundesstaaten des US-amerikanischen Südwestens) vor. Dementsprechend groß ist in diesen Gegenden auch die Zahl der Erkrankungen. Dabei können sich auch Tiere können mit Aufnahme der Sporen infizieren. Eine Übertragung von Mensch zu Tier oder umgekehrt ist jedoch nicht möglich. Auch die Ansteckung von Mensch zu Mensch ist so gut wie ausgeschlossen.
Je nach Region und Jahreszeit variiert die Zahl der Neuerkrankungen dabei deutlich: In den USA etwa finden die meisten neuen Infektionen zur Winterzeit statt. Dies wird zum einen zurückgeführt auf einen deutlichen Bevölkerungszuwachs während dieses Zeitraums (zahlreiche ältere Menschen verbringen die kalte Jahreszeit im wärmeren Süden). Zum anderen verbreiten sich während dieser Zeit auch die Sporen witterungsbedingt wesentlich schneller und großflächiger
Bei Personen mit intaktem Immunsystem bleibt eine Erkrankung in 99 Prozent der Fälle unproblematisch und heilt ohne weitere Folgenschäden selbstständig aus. Lediglich in einzelnen wenigen Ausnahmefällen führt ein Infekt zu Lungenkrankheiten mit chronischem Verlauf. Auch die weitere Streuung und Verteilung des Erregers im Körper und der Befall anderer Organe ist in Einzelfällen möglich.
Kokzidioidomykose als opportunistischer Erkrankung
Inhaltsverzeichnis zum Thema Kokzidioidomykose:
Für Menschen mit HIV-Erkrankung und entsprechend defizitärem Immunsystem kann Kokzidioidomykose als opportunistischer Infekt äußerst schwerwiegende Folgen haben. Insbesondere wenn eine interne Streuung des Erregers stattgefunden hat, verläuft die Erkrankung nicht selten tödlich. Die Auswirkungen sind derart gravierend, dass etwa Arizona, Texas und Neu Mexiko die einzigen US-Staaten sind, in denen die direkte Todesursache von HIV-Erkrankten ein opportunistischer Infekt ist.
Aufgrund dieser Risiken sind Reisen in diese Regionen insbesondere für Patienten im fortgeschrittenen Stadium nur mit Vorbehalt zu empfehlen. In Mitteleuropa wird die Kokzidioidomykose demgegenüber vergleichsweise selten diagnostiziert. Dann handelt es sich beinahe ausschließlich um Besucher oder Heimkehrer, welche sich zuvor in den endemischen Gebieten aufgehalten haben. Bei HIV-Patienten mit niedrigen CD 4-Werten ist die Gefahr eines Krankheitsverlaufs mit Erregerstreuung statistisch gesehen besonders hoch. Dabei findet die Dissemination hier aus bislang ungeklärten Gründen nur in Ausnahmefällen im Bereich des Knochenmarks und der Gelenke statt und unterscheidet sich insofern noch einmal deutlich vom Krankheitsverlauf bei Menschen mit intaktem Immunsystem.
Krankheitsbild und Symptomatik
In 4 von 5 Fällen bleibt der Befall mit Kokzidioidomykose-Erregern unentdeckt. Dies liegt zum einen daran, dass diese Erkrankung keine einheitliche Symptomatik aufweist. Zum anderen kann auch der Inkubationszeitraum nicht abschließend festgelegt werden und zwischen 1 Woche und einem halben Jahr liegen. Gerade nach Reisen in die betroffenen Regionen sollte dabei besonders auf Verschlechterungen des gesundheitlichen Zustands, insbesondere in Bezug auf Erkrankungen des Atmungsapparates, geachtet werden. Die Erstbeschwerden sind fast immer unspezifisch und reichen von leichtem Temperaturanstieg und Antriebslosigkeit über nächtliche Schweißausbrüche, ausbleibendem Hungergefühl, Husten und Auswurf bis hin zu schwerwiegenden Atemproblemen und Bildung von Geschwüren. Obwohl der Ausgangspunkt des Infekts die Lunge ist, bleiben zu Beginn der Erkrankungen jedoch entsprechende Beschwerden gerade dieses Organs oftmals aus.
Heilt der Infekt nicht selbstständig ab, verläuft die Krankheit meist auf eine der zwei folgenden Arten: Entweder die Erreger breiten sich im Lungenbereich aus und bewirken damit chronische Atemwegserkrankungen (Lungenentzündung) oder die Erreger verteilen sich auf andere Teile des Körpers und beschädigen damit das Gehirn, das zentrale Nervensystem, die Weichteile, die Haut oder das Skelett bzw. das Knochenmark. Gerade der letztgenannte Verlauf bleibt häufig über einen längeren Zeitraum undiagnostiziert.
Diagnose
Kokzidioidomykose wird entweder anhand der Kultur, durch eine Histologie oder auf dem Wege einer Serologie festgestellt. Die letztgenannte Methode gelangt dabei zwar am häufigsten zur Anwendung, ist jedoch bei Patienten mit Immundefizit oftmals wenig zufrieden stellend. Als weit hilfreicher und ergebnisorientierter wird die Betrachtung der histologischen Substanz und/ oder der Kulturen angesehen.
Therapie und Nachkontrolle
Aufgrund des zumeist nicht weiter problematischen Verlaufs unterliegen die Erkrankungen von immunkompetenten Personen keiner Behandlungspflicht. Zur Behandlung von Kokzidioidomykose bei HIV-Patienten werden vorrangig Azole und Amphotericin eingesetzt. Dabei kommt es sowohl zur exklusiven Verwendung als auch zur Kombination dieser beiden Wirkstoffe. Fluconazol wird zumeist in hohen Dosen (ca. 400 mg) verabreicht.
Im Gegensatz zu immunkompetenten Personen, welche nach einer überstandenen Erkrankung zumeist immun gegen den Erreger sind, kann es insbesondere bei HIV-Patienten mit opportunistischen Infektionen und entsprechend geschwächtem Immunsystem noch lange Zeit nach dem Befall zu einer Reaktivierung kommen. Aus diesem Grunde ist es überaus ratsam, auch nach Abklingen der Kokzidioidomykose lebenslänglich weiterhin Fluconazol zuzuführen. Bislang beschäftigen sich vergleichsweise wenige Studien mit der Festlegung eines Behandlungszeitraums oder der Wirksamkeit unterschiedlicher Behandlungsformen bei Kokzidioidomykose. Therapeutische Maßnahmen richten sich meist spezifisch danach, welches Organ bzw. welche Körperregion vorrangig betroffen ist.
Vorbeugende Maßnahmen
Einen Impfstoff gegen Kokzidioidomykose gibt es zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht. Vorbeugende Maßnahmen gegen diese Erkrankung bestehen damit nur darin, gerade als HIV-Patient möglichst Gebiete zu meiden, in denen Infektionen sehr verbreitet sind. Für Personal, welches sich mit der Diagnose befasst, muss höchste Vorsicht bei der Handhabung mit entsprechenden Arbeitsproben gewahrt werden.