Die CMV-Infektion (Zytomegalie, auch: „Einschlusskörperchen-Krankheit“) ist eine von einem Virus verursachte Infektionskrankheit. Zwar sind ungefähr 60 % der europäischen und sogar nahezu 100 % der Bevölkerung in der Dritten Welt infiziert, doch bleiben gesunde Menschen ohne Symptome. Nur bei Neugeborenen sowie bei Personen mit einem geschwächten Immunsystems führt die CMV-Infektion zu einer schweren Erkrankung.
Die CMV-Infektion gehört zu den opportunistischen Infektionen bei der Immunschwächekrankheit HIV/Aids. Bei der Infektion schwangerer Frauen kann der Zytomegalie-Virus zum ungeborenen Kind vordringen und dann möglicherweise gravierende Gesundheitsschäden auslösen. Die Ansteckung bei Erwachsenen erfolgt durch Bluttransfusion, Geschlechtsverkehr oder eine Organtransplantation. Es wird vermutet, dass der (noch nicht exakt bekannte) Zeitraum zwischen Infizierung und dem Auftreten erster Krankheitssymptome (Inkubationszeit) zwischen 20 und 60 Tagen liegt. Zu einer CMV-Diagnose führt zunächst der Ausschluss anderer Erkrankungen mit gleichen Symptomen. Ein unmittelbarer CMV-Nachweis erfolgt durch Blut- und Urinuntersuchungen sowie mittels Durchführung einer Biopsie (Gewebeprobe). Nur Erkrankte mit einem geschwächten Abwehrsystem und Schwangere müssen therapiert werden. Während Schwangere mit CMV-Immunglobulin (spezielle Antikörper gegen das Virus) behandelt werden, erhalten unter einer Immunschwäche leidende Patienten spezielle Medikamente.
Ursachen einer CMV-Infektion
Inhaltsverzeichnis zum Thema CMV Infektionen:
Das CMV-Virus gehört zur Familie der Herpesviren und kann durch Speichel, Sekrete von Frau und Mann, Urin, Blut, Muttermilch sowie Tränenflüssigkeit übertragen werden. Außerhalb des menschlichen Organismus trocknet der 200 Nanometer große Virus schnell aus. Auch mit CMV infizierte Organe führen bei einer Transplantation zur Übertragung des Virus. Generell können durch eine Organtransplantation CMV-Symptome ausgelöst werden, die auf einer bereits bestehenden, aber bisher unauffälligen Infektion beruhen. Zum Beispiel bilden sich nach Nierentransplantationen in 30 bis 60 % aller Fälle die Symptome einer Zytomegalie aus. Ein übertragenes Organ wird bei CMV-Infektion überdurchschnittlich oft abgestoßen.
CMV Infektion Symptome
Bei Menschen mit einwandfreiem Immunsystem schwellen in einzelnen Fällen die Lymphknoten an. Diese Personen berichten häufig von einer wochenlangen Müdigkeit und klagen zuweilen auch über Kopf- und Gliederschmerzen. Ist hingegen das Immunsystem geschwächt, führt eine CMV-Infektion zunächst zu einer krankhaften Veränderung der Speicheldrüsen. Anschließend kommt es oft zu Entzündungen der Augen (Retinitis), der Lunge (Pneumonie) und des Gehirns (Enzephalitis) sowie zu Erkrankungen des Magen-Darm-Bereiches und der Leber (Hepatitis). Aufgrund einer verringerten Zahl an Thrombozyten (Blutplättchen) wird die Blutgerinnung gestört. Bei der CMV-Retinitis löst das Virus eine Entzündung der Netzhaut aus, die sich zunächst in verringerter Sehschärfe und allgemeinen Sehstörungen äußert und ohne Behandlung bis zur Erblindung fortschreitet. Das Auge erscheint unauffällig und bereitet keine Schmerzen. Bei der ärztlichen Untersuchung werden hingegen im Augenhintergrund Blutungen oder Weißfärbungen festgestellt. Für Magen und Darm typische Symptome bei einer Zytomegalie sind Bauchschmerzen, ein Brennen im Brustbeinbereich und Schluckbeschwerden. Diese Beschwerden werden durch die Entzündung der Magen- oder Speiseröhre-Schleimhaut verursacht.
Zuweilen entzündet sich auch der Dickdarm oder der gesamte Magen-Darm-Bereich, was in schweren Fällen zu Schleimhautgeschwüren führen kann. An diesen Veränderungen im Magen-Darm-Trakt leidende Patienten zeigen häufig Appetitlosigkeit. Die durch eine CMV-Infektion ausgelöste Lungenentzündung äußert sich in einem schleimlosen, trockenen Husten. Röntgenaufnahmen zeigen im Brustkorb angesammelte Flüssigkeit im Gewebe. Vermutlich aufgrund einer Gehirnentzündung treten zum Teil auch Verhaltensänderungen auf, die sich u. a. in einer geringen Antriebsstärke äußern. Liegt neben der CMV- auch eine (von Parasiten hervorgerufene) Toxoplasmose-Infektion vor, verstärken sich die Verhaltensauffälligkeiten überproportional. Ferner treten häufig Muskelschmerzen (Myalgien), Hautausschläge (Exantheme) und Gelenkschmerzen (Arthralgien) auf.
Bei starker Schwächung des Immunsystems (z. B. anlässlich von Organtransplantationen oder bei AIDS) kann die Zytomegalie sogar einen lebensgefährdenden Verlauf nehmen. Bei mit dem CMV-Virus infizierten Neugeborenen können schwere gesundheitliche Folgen wie Anämie (Blutarmut), Milz- und Leber-Vergrößerungen, Lungenentzündungen, Störungen des Seh- und Hörvermögens sowie geistige Behinderungen auftreten. Auch Fehlbildungen und Frühgeburten werden durch das Virus verursacht.
Diagnose einer CMV-Erkrankung
Da die Beschwerden bei einer Zytomegalie denen anderer Krankheiten ähneln, gestaltet sich die Erstellung einer Diagnose schwierig. Auch durch andere Viren sowie durch Bakterien oder Pilze hervorgerufene Krankheitsbilder zeigen vergleichbare Symptome. Daher nähert sich ein Arzt der CMV-Diagnose im Ausschlussverfahren, indem die Möglichkeit anderer Erkrankungen schrittweise verneint wird (Ausschlussdiagnostik). Auch die Blutwerte zeigen nur unspezifische Veränderungen. Der oft festgestellte Anstieg der Bilirubin-Werte lässt eine Leberentzündung vermuten. Gewebeproben zeigen allerdings „Eulenaugenzellen“, die für eine CMV-Erkrankung charakteristisch sind. Es handelt sich dabei um Riesenzellen, die Einschlusskörperchen in sich tragen.
Auch Urin- und Blutuntersuchungen ermöglichen einen direkten Virus-Nachweis. Antikörper gegen das Virus lassen sich zwar nachweisen, doch kann mit diesem Verfahren eine akute Zytomegalie nicht von einer früheren Erkrankung unterschieden werden. Wenn allerdings zwei aufeinander folgende Antiköpertests eine wesentliche Erhöhung der Antikörpermenge anzeigen, ist von einer akuten CMV-Erkrankung auszugehen. Ob bei einer Schwangerschaft das ungeborene Kind infiziert wurde, kann mittels einer Fruchtwasser- oder einer Blutuntersuchung festgestellt werden.
Therapie der Zytomelagie
Therapeutische Maßnahmen bei einer CMV-Infektion sind sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen normalerweise nicht erforderlich, wenn das Immunsystem intakt ist. Zu beachten ist allerdings, dass eine einmal bewältigte CMV-Erkrankung nicht zu einer Immunität führt. Das Virus ruht vielmehr im Körper und kann bei einer künftigen Schwächung des Immunsystems (z. B. bei einer Organtransplantation oder bei einer HIV-Erkrankung) jederzeit die schweren Symptome einer Zytomegalie auslösen. Erkrankte mit schwachem Immunsystem erhalten zumeist Virostatika, die die Vermehrung der Viren hemmen.
Um die Gefahr von Resistenzen zu verringern, erfolgt zumeist der Einsatz von mehr als nur einem der zur Verfügung stehenden Wirkstoffe. Zu Beginn der Therapie werden die Medikamente hoch dosiert verabreicht und nach Abschluss der akuten Phase der Erkrankung in geringer Dosis lebenslang eingenommen. Schwangeren, die sich mit CMV infiziert haben, werden Virus-Antikörper verabreicht. Zum Erfahrungsaustausch im Umgang mit der CMV-Erkrankung wurde in Berlin eine Selbsthilfegruppe gegründet.
Verlauf einer Zytomegalie
Die Prognose über den Krankheitsverlauf hängt maßgeblich vom Ausmaß der Immunschwäche ab. Wenn sich aufgrund eines stark geschwächtem Immunsystem lebenswichtige Organe entzünden, kann die CMV-Erkrankung tödlich verlaufen.
Prophylaxe gegen eine CMV-Infektion
Einer CMV-Infektion kann bislang nicht durch eine Impfung vorgebeugt werden. Das Risiko einer CMV-Infektion bei Organtransplantationen konnte durch die Entwicklung effektiver Wirkstoffe bereits gesenkt werden. Insbesondere Patienten mit erhöhtem CMV-Infektionsrisiko erhalten nach der Empfehlung einer europäischen Leitlinie unmittelbar im Anschluss an eine Organtransplantation und für einen Zeitraum von zwölf Monaten gegen CMV vorbeugende Medikamente. Zu den wirksamen Prophylaxe-Maßnahmen im Bereich der Hygiene gehört auch das regelmäßige Waschen der Hände. Zu beachten ist, dass vor ihrer Geburt infizierte Kinder häufig über einige Jahre das CMV-Virus ausscheiden, so dass auf Hygiene besonderen Wert gelegt werden muss.