Bei Aspergillose handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bekannt ist. Sie wird durch den Befall des Organismus mit einem bestimmten Schimmelpilz hervorgerufen, dem Aspergillus. Er ist eine der am weitesten verbreiteten Lebensformen Weltweit und gehört zur Gattung der Schlauch- oder Gießkannenpilze. Die Namen rühren von der äußeren Form des Pilzes her: Die Fortpflanzungsstrukturen dieses Pilzes stellen charakteristische längliche Schläuche dar. Die Form der Zellen erinnert insgesamt an eine Gießkanne, die ihren flüssigen Inhalt gerade ausgießt.
Ursachen
Inhaltsverzeichnis zum Thema Aspergillose:
In den meisten Fällen wird Aspergillose durch die Pilzart Aspergillus fumigatus hervorgerufen. Der Pilz verbreitet sich durch Sporen, die beim Einatmen in die Lunge gelangen können. Wenn das körpereigene Abwehrsystem geschwächt ist, zum Beispiel durch Autoimmunkrankheiten wie AIDS, kann der Organismus den eindringenden Pilzsporen wenig entgegen setzen. In diesem Fall setzt sich der Aspergillus rasch im Lungengewebe fest, wächst und bildet dort unter Umständen neue Sporen. Auf diese Art und Weise kann sich der Aspergillus fumigatus im Körper des Befallenen weiter ausbreiten. Obwohl ein Befall der Lunge am häufigsten ist, kann Aspergillose auch die Ohren, die Nasennebenhöhlen und die Haut betreffen. Aufgrund seines enorm hohen Verbreitungsgrades, ist der Aspergillus beinahe überall zu finden.
Auch in der (Atem-)Luft stellt er keine Seltenheit dar – im Gegenteil: In einem Kubikmeter Luft befinden sich im Durchschnitt 45 bis 100 Sporen. Auch auf verschimmelten Nahrungsmitteln befindet sich in der Regel die eine oder andere Aspergillus-Art. Dadurch ist der menschliche Körper im Grunde genommen permanent mit diesem Schimmelpilz konfrontiert, ohne dass es für gewöhnlich zu seiner Ansiedlung des Aspergillus im Organismus kommt.
Aus diesem Grund gehört Aspergillose zu den sogenannten AIDS-definierenden Erkrankungen, wie von der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO) klassifiziert werden: Die Infektion tritt normalerweise bei gesunden Menschen nicht in Erscheinung oder sie kommt nicht in diesem Ausmaß vor. Aspergillose tritt bei AIDS-Betroffenen signifikant öfter auf, als bei anderen Bevölkerungsgruppen; allerdings handelt es sich um eine sekundäre Erkrankung, die nicht durch AIDS an sich ausgelöst wird, sondern lediglich durch die HIV-Infektion begünstigt wird. Beim Eindringen der Aspergillus-Sporen bedeutet dies konkret, dass der Schädling aufgrund von fehlenden Markern des Immunsystems nicht erkannt werden kann; oder dass er zwar erkannt wird, aber das Abtöten und Abtransportieren durch Lymphozyten (weiße Blutkörperchen) nicht erfolgt.
Je weiter eine HIV-Infektion fortgeschritten ist bzw. je länger sie bereits vorliegt, desto weniger Lymphozyten befinden sich im befallenen Organismus – und desto ineffizienter werden die Versuche des Immunsystems, den Aspergillus zu bekämpfen. Dies gilt insbesondere dann, wenn AIDS nicht behandelt wird. Eine besonders schwere Ausprägung der Aspergillose liegt dann vor, wenn der Schimmelpilz weiter in den Organismus vordringt. Dadurch entstehen Metastasen, vor allem in den Herzmuskeln, im zentralen Nervensystem und in den Nieren. In diesem Fall liegt eine Sepsis (Blutvergiftung) vor. Der Befall des Nervensystems durch den Aspergillus ist im Rahmen von AIDS ebenfalls häufig anzutreffen. Der Pilz kann somit Gewebe zerstören und damit die Funktion der Organe oder der einzelnen Zellen beeinträchtigen. Deshalb gehören Pilzinfektionen inzwischen zu einer der häufigeren Todesursachen.
Erscheinungsformen
Die Aspergillose tritt nicht in jedem Fall in ein und derselben Weise auf, sondern kann sich unterschiedlich manifestieren. Insgesamt lassen sich fünf Arten dieser Infektionskrankheit unterscheiden. Als Aspergillom wird eine Granulationsgeschwulst bezeichnet, die bei einer Infektion der Lunge auftritt. Das Aspergillom wächst aus einem Hohlraum heraus, nachdem dieser Hohlraum von einem dichten Geflecht aus Hyphen (Pilzfäden) durchzogen wurde. Tritt die Aspergillose in Form eines solchen Aspergilloms auf, ist sie zum Beispiel auf Röntgenaufnahmen der Lunge gut sichtbar und sieht aus wie ein kleines Knäuel oder ein Tumor.
Eine zweite Erscheinungsform der Pilzinfektion stellt die allergische Bronchopneumopathie dar. Hierbei handelt es sich um eine allergische Reaktion, die durch eine Überreaktion des Immunsystems auf die Aspergillus-Antigene zustande kommt. Antigene sind kleine Strukturen, die sich an der Außenwand von Zellen befinden; jede Zellart hat ihre eigenen, charakteristischen Antigene. Das Immunsystem nutzt die Antigene fremder Zellen, um sie als Eindringlinge zu erkennen. Mithilfe von Antikörpern, die wie ein Puzzlestück zu den jeweiligen Antigenen passen, können die fremden Zellen markiert werden. Die Lymphozyten wiederum machen sich im Normalfall anschließend daran, solche markierten Zellen zu bekämpfen. Bei einer Allergie tritt eine zu starke Reaktion des Immunsystems auf die jeweiligen allergenen Antigene ein.
Im Falle von AIDS bedeutet dies, das wertvolle Ressourcen des Abwehrsystems im Zweifelsfalle nicht effizient und gerichtet eingesetzt werden und dadurch gegebenenfalls an anderer Stelle fehlen. Zudem kann eine allergische Reaktion das Immunsystem eines HIV-Positiven grundsätzlich zusätzlich schwächen. Der Nachweis von Aspergillus-Antigenen gilt im Übrigen auch jenseits einer Allergie als Nachweis für eine Aspergillose. Eine allergische Bronchopneumopathie äußert sich durch bronchiales Asthma, das bekanntermaßen zu Atemnot führt. Eine Therapie mit Corticosteroiden scheint verhältnismäßig erfolgreich zu verlaufen. Unter der Bezeichnung chronisch-nekrotisierenden pulmonalen Aspergillose oder semi-invasive Aspergillose versteht man ein eher unspezifisches Symptombild, das von Husten, Fieber, Müdigkeit und Schwächegefühl gekennzeichnet ist.
Des Weiteren kann eine ungewollte Reduktion des Körpergewichtes auftreten. Die Ursachen für die Symptome liegen in der Zerstörung des Lungengewebes durch den Schimmelpilz – daher auch der Begriff „nekrotisierend“. Die Behandlung ist bei dieser Form der Aspergillose eher schwer; Medikamente sollen eine Besserung bewirken, zeigen jedoch allzu häufig keine zufriedenstellenden Ergebnisse. Das Risiko für eine semi-invasive Aspergillose steigt durch Alkoholmissbrauch, Diabetis mellitus und Vorerkrankungen der Lunge an. Die vierte Art der Aspergillose, die atemwegsinvasive Aspergillose, weist große Ähnlichkeit mit der semi-invasiven Aspergillose auf. Allerdings befällt der Pilz bei der atemwegsinvasiven Aspergillose zusätzlich die Bronchialwand. Bei der letzten Manifestation, der angioinvasiven Aspergillose, breitet sich der Aspergillus über die Lungenschlagader aus bzw. zieht diese in Mitleidenschaft.