Normalerweise bleibt das Gewicht eines Menschen dann stabil, wenn sich die Energiezufuhr (durch Nahrung und Flüssigkeit) und der Energieverbrauch (Grundumsatz plus die körperlichen Aktivitäten) die Waage halten. Wird dem Körper weniger Energie zugeführt, als er verbraucht, kommt es zum Gewichtsverlust. Dabei unterscheiden wir zwischen geplanter Gewichtsreduktion durch gezielte Diäten und unfreiwilligem Gewichtsverlust, der in der Regel durch eine Krankheit hervorgerufen wird.
Unsere Lebensweise – wenig Bewegung, viele Schreibtischtätigkeiten, opulentes Essen und nicht zuletzt der Fastfood – hat zur Folge, dass die Zahl der Übergewichtigen in unseren Breitengraden stetig zunimmt. Dies aber widerspricht dem gängigen Schönheitsideal, wonach die Menschen schlank bis dünn auszusehen haben, ansonsten sie nicht als attraktiv gelten. Nicht zuletzt deshalb erfreuen sich die zahlreichen Diäten, die alle dauerhaften Erfolg versprechen, großer Beliebtheit. Doch wann ist es überhaupt sinnvoll, eine Diät zu halten – oder anders gefragt, wann genau gilt ein Mensch eigentlich als übergewichtig?
Darüber gibt der so genannte Body Maß Index – BMI – Auskunft. Dieser errechnet sich wie folgt: Gewicht dividiert durch die Körpergröße im Quadrat. Für eine Person, die 1.75 m groß ist (1.75 x 1.75 = 3.0625) und 70 kg wiegt, sieht die Berechnung so aus: 70:3.0625 = BMI 22.8571. Wer einen BMI zwischen 18.5 und 25 aufweist, gilt als normalgewichtig. Werte darüber zeigen Übergewicht an. Bei einem BMI von 30 und mehr spricht man von Fettleibigkeit (Adipositas). Allerdings spielen Alter und Geschlecht einer Person ebenfalls eine Rolle. Mit zunehmendem Alter darf man sich ein paar Pfunde mehr erlauben. Wer nur ein paar Kilos verlieren will oder muss, sollte dies langsam, schrittweise und gut geplant angehen.
Mit gesunder, ausgewogener Ernährung, viel Bewegung und Sport sowie Verzicht auf Nahrungsmittel mit versteckten Fetten oder Zucker – und natürlich mit etwas Geduld – sollten die überschüssigen Kilos nachhaltig verschwinden. Wer allerdings Adipositas zu Leibe rücken muss, dem sei empfohlen, dies in Begleitung eines Arztes und einer Ernährungsberaterin anzupacken.
Ungewollter Gewichtsverlust
Inhaltsverzeichnis zum Thema Gewichtsverlust:
Was Übergewichtigen paradiesisch vorkommen mag, nämlich der rasche Gewichtsverlust ohne Diät, ist in der Realität oft mit gesundheitlichen Problemen verbunden. Natürlich können Stress, ein hektischer Alltag oder leichte Verstimmungen den Appetit dämpfen und deshalb eine ungewollte Gewichtsabnahme verursachen. Oft pendelt sich das aber wieder ein. Ein drastischer Gewichtsverlust innerhalb kurzer Zeit kann jedoch bedeuten, dass er durch eine Krankheit verursacht wird.
Es gibt zahlreiche Leiden, die eine Gewichtseinbuße zur Folge haben können: Magen-Darm-Infektionen, Durchfallerkrankungen, Wurminfektionen im Darm, chronisch-entzündliche Erkrankungen im Verdauungstrakt wie zum Beispiel Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn, Lungen- oder Darmkrebs, Nahrungsmittelallergien, Pankreatitis, Drogenmissbrauch oder chronische Infektionen wie AIDS. Diese Aufzählung ist nicht abschließend. Natürlich ist es nicht angebracht, gleich in Panik auszubrechen und sich sofort einen Termin für beispielsweise einen HIV-Test geben zu lassen (zumal es für HIV ja gar keine sicheren Werte gibt). Dennoch ist es angezeigt, in Situationen des unkontrollierten Gewichtsschwunds den Arzt aufzusuchen und sich gründlich untersuchen zu lassen.
Diagnose bei ungewolltem Gewichtsverlust
Der Hausharzt wird eine umfassende Untersuchung vornehmen, bevor er eine Krankheit diagnostizieren kann. Dazu wird er zunächst das Gewicht des Patienten feststellen und herausfinden, wie hoch der Gewichtsverlust über eine bestimmte Zeitperiode war. Er wird wissen wollen, ob die Ernährung kürzlich umgestellt wurde, Depressionen vorhanden sind, Schmerzen die Gewichtsabnahme begleiten, ob Durchfall und Erbrechen an der Tagesordnung sind oder neue Medikamente eingenommen werden. Er wird Puls und Blutdruck messen und falls es sich anzeigt, ein EKG und/oder eine Ultraschalluntersuchung vornehmen.
Eine Untersuchung des Blutes kann weitere Anhaltspunkte über die ursächliche Krankheit geben. Sie gibt Auskunft über Entzündungsparameter, Blutfettwerte, Blutzuckerspiegel, Nieren- und Leber- oder Schilddrüsenwerte. Auch die Analyse des Stuhls liefert zusätzliche Informationen. Bei Verdacht auf spezifische Krankheiten werden weiterführende Untersuchungen, wie zum Beispiel eine Magen- oder Darmspiegelung, notwendig. Erst nachdem die Krankheit diagnostiziert werden konnte, kann der Arzt die entsprechende Therapie festlegen.
Das kann von einer Umstellung der Ernährung, über die Einnahme von Medikamenten bis hin zum operativen Eingriff reichen. Im Falle von Krebs können zudem Chemo- und Strahlentherapie erforderlich werden. Auch wenn man nicht gleich das Schlimmste befürchten muss, ist es empfehlenswert, rechtzeitig den Arzt zu konsultieren, damit eine schwere Erkrankung erst gar nicht die Zeit hat, sich im Körper auszubreiten.
Gewichtsverlust bei psychischen Störungen
Während ein Teil der Bevölkerung immer mehr Gewicht mit sich rumschleppt, verbreitet sich auf der anderen Seite das umgekehrte Phänomen: Essstörungen, so die Anorexia nervosa (Magersucht) oder die verwandte Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht). Beiden Krankheiten liegen psychische Störungen zu Grunde. Wie weiter oben erwähnt, definiert sich das heutige Schönheitsideal über einen makellos schlanken Körper. Hochglanzmagazine und die Werbung wirken da als Multiplikator; sie werden nicht müde, vor allem den Frauen zu suggerieren, Schlankheit sei mit Schönheit und Erfolg gleichzusetzen. Dünne Fotomodels werden zu Stilikonen hochgejubelt, denen es unbedingt nachzueifern gilt. Die gängige Meinung lautet, dass Schlanke sich unter Kontrolle haben und dank Willen und Disziplin auch ihr Gewicht erfolgreich halten können. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass weit mehr Frauen als Männer von Magersucht oder Bulimie betroffen sind.
Es erstaunt auch nicht, dass im Umfeld von Berufen, bei denen man dünn sein muss (Fotomodelle, Filmschauspielerinnen, Balletttänzerinnen, Skispringer), die Krankheit häufiger in Erscheinung tritt als anderswo. Da Schlanksein heute zum guten Ton gehört und Schlanke gemeinhin als gesund eingestuft werden, gilt es, sehr genau hinzugucken, wenn Normalgewichtige Gewicht verlieren. Denn nicht selten wird die Krankheit jahrelang vertuscht oder gar verleugnet. Ess-Brech-Süchtige scheinen oft normal zu essen. Dass sie danach aus Angst vor Gewichtszunahme das Erbrechen gewollt herbeiführen, bleibt dem Umfeld von Essgestörten jedoch meist verborgen. Magersüchtige verhalten sich auffälliger. Sie nehmen kaum feste Nahrung zu sich und wenn, dann achten sie pedantisch auf kalorienarme Nahrungszufuhr.
Allerdings kommt es auch bei Magersüchtigen vor, dass sie nach dem Essen das Erbrechen selbst herbeiführen. Auch die Einnahme von Appetitzüglern und Abführmitteln trifft man regelmäßig an. Sowohl bei Bulimie als auch bei Magersucht ist häufig zu beobachten, dass die Kranken mit übersteigerter sportlicher Tätigkeit versuchen, das Gewicht unter Kontrolle zu halten. Magersucht und Bulimie dürfen keinesfalls unterschätzt werden, denn in beiden Fällen wird dem Körper die Energie verweigert, die er zum Funktionieren zwingend benötigt. Dass der Körper ohne diese Energie nur auf Sparflamme funktionieren kann, erscheint logisch.
Die Langzeitfolgen bei jahrelangen Essstörungen sind kaum abschätzbar und können bei einer Bulimie von Pankreatitis über Magenerweiterungen, Magenruptur zu Entzündung in der Speiseröhre reichen. Die Magersucht kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Verlangsamter Herzschlag, Blutarmut, Unterzuckerung, Osteoporose, Darmträgheit, Nierenversagen sind lediglich ein paar Begleiterscheinungen, die hier erwähnt werden. Auch kann es zu Haarwuchs an Rücken, Armen und im Gesicht kommen. Magersüchtige klagen zudem über Kälteempfindlichkeit, weil ihnen schlicht das notwendige Körperfett fehlt.
Es wäre aber falsch, lediglich die Werbung und Massenmedien für Essstörungen verantwortlich zu machen. Betroffene weisen in der Regel ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Körper auf. Sie haben ein geringes Selbstwertgefühl und nehmen sich, auch wenn sie dünn oder normalgewichtig sind, als zu dick wahr. Vielfach stehen sie unter Leistungszwang und Erfolgsdruck. Gruppenzwang, übermäßige Anpassung an die Familie, Stress, Depressionen und Minderwertigkeitsgefühle sind bei Essgestörten ebenfalls häufig anzutreffen. In der Essstörung manifestiert sich oft auch der Versuch, sich gegen die Fremdbestimmung durch die Familie oder durch das erweiterte Umfeld abzugrenzen. Eine rasche Therapie zur Heilung von Essgestörten gibt es nicht. Meist ist eine jahrelange Begleitung der Betroffenen notwendig, sei es mit familientherapeutischen, psychoanalytischen oder verhaltenstherapeutischen Behandlungen.