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Gonorrhoe

Der medizinische Krankheitsbegriff „Gonorrhoe“ oder auch „Gonorrhoe“ leitet sich von dem altgriechischen Wort „gonórrhoia“ für Samenfluss ab. Bekannter ist die Krankheit unter der Bezeichnung „Tripper“. Es handelt sich um eine der häufigsten bakteriellen Infektionserkrankungen, die überwiegend sexuell übertragen wird. Bei einer Gonorrhoe unterscheidet man zwischen akuten und chronischen Verläufen. Akut ist eine plötzlich auftretende Erkrankung, die mit oder ohne Behandlung völlig ausheilt.

Bei einem chronischen Krankheitsverlauf kann die Erkrankung nicht geheilt werden. Von einer chronischen Gonorrhoe sind überwiegend Frauen betroffen. Ausgelöst wird eine Gonorrhoe durch Gonokokken, die in feuchtwarmem Milieu gedeihen. Sie wurden 1879 durch den deutschen Hautarzt Albert Neisser entdeckt. Gonorrhoe ist eine nur beim Menschen weltweit vorkommende Geschlechtskrankheit.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht von bis zu 60 Millionen Neuerkrankungen pro Jahr aus; das entspricht etwa einem Prozent der Weltbevölkerung. In Deutschland infizieren sich jährlich zwischen 10.000 bis 20.000 Menschen. Mit Beginn der Antibiotikabehandlung in den 50er Jahren ging die Zahl der Neuerkrankungen zurück, stieg dann nochmals mit der praktizierten sexuellen Freiheit der 60er und 70er Jahre an und ist mit der aufkommenden Angst vor AIDS durch den vermehrten Gebrauch von Kondomen in Europa eher rückläufig. 2012 hat die Weltgesundheitsorganisation in einem Bericht auf die Möglichkeit wieder ansteigender Infektionszahlen hingewiesen, da sich vermehrt antibiotikaresistente Bakterienstämme bilden und ausbreiten.
Mit dem Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes im Jahr 2000 entfiel die Meldepflicht für Gonorrhoe-Erkrankungen.

Ursachen

Die Gonokokken werden direkt bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr von der Harnröhre auf den Gebärmutterhals übertragen und umgekehrt. Eingedrungene Bakterien heften sich mit aus Proteinen bestehenden Fädchen, sogenannten Pili, an die Schleimhaut überwiegend der Harnröhre beziehungsweise des Gebärmutterhalses. Außerhalb des menschlichen Körpers können Gonokokken nicht überleben, da sie kälte- und sauerstoffempfindlich sind.

Eine Infektion durch die Benutzung fremder Toiletten ist daher eher unwahrscheinlich. Bestimmte Praktiken können die Erreger in den Enddarm, häufiger bei Männern, oder den Rachenraum – bei Männern und Frauen gleich häufig – transportieren. Es entstehen sogenannte extragenitale Formen. Während der Entbindung besteht für die Kinder infizierter Mütter die Gefahr, dass die Gonokokken die Bindehaut der Augen befallen. Die Gonoblennorrhoe, das ist die durch Gonokokken verursachte Bindehautentzündung, ist ein eigenständiges Krankheitsbild.

Gonorrhoe Symptome

Die Symptome einer Gonorrhoe sind geschlechtsspezifisch. Die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Symptome, also die Inkubationszeit beträgt beim Mann normalerweise zwei bis drei Tage, selten auch bis zu sieben Tagen. Bei zirka fünf Prozent der Infizierten treten keine Symptome auf. Sie können dennoch Überträger der Gonokokken sein. Beim Mann ist das primäre Symptom eine Harnröhrenentzündungen oder Urethritis. Sie geht einher mit einer Rötung und Schwellung der Harnröhrenmündung, Juckreiz, Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen und eitrigem, gelblich-grünem Ausfluss, der an gelben Flecken in der Unterhose sichtbar wird.

Bleibt die Gonorrhoe unbehandelt können nach zwei bis drei Wochen dumpfe Schmerzen in der Blasengegend und am Damm als Anzeichen einer Entzündung der Prostata auftreten. Erweitert sich der Entzündungsprozess auf die Nebenhoden, entstehen an Hoden und Nebenhoden Druckschmerz, Rötungen und Schwellungen. Der Patient fühlt sich allgemein krank und hat Fieber. Aus einer Gonorrhoe-Erkrankung kann sich als Komplikation Unfruchtbarkeit entwickeln.

Bei Frauen lässt sich die Inkubationszeit nicht genau festlegen. In der Regel treten nach zirka zehn Tagen erste Symptome auf. In bis zu 70% Fällen treten keine Symptome auf oder sie sind so schwach ausgeprägt, dass die Frau sie nicht wahrnimmt oder der Arzt sie nicht bemerkt. Dann bleibt die Gonorrhoe unbehandelt und es droht ein chronischer Krankheitsverlauf. In erster Linie nehmen Frauen zunächst häufigen Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen wahr als Zeichen einer Harnröhren- und Blasenentzündung. Die Entzündung des Gebärmutterhalses geht mit wässrigem Ausfluss einher.

Ohne Behandlung kann sich der Bakterienbefall auf den Enddarm und die Bartholinischen Drüsen mit möglicher Abszessbildung ausdehnen. Die infizierte Gebärmutterschleimhaut und entzündete Eileiter können verkleben und damit zur Sterilität führen. Eine Ausbreitung der Gonokokken auf das Bauchfell gilt als schwerste und seltenste Komplikation. Tritt diese im ersten Schwangerschaftsdrittel auf, kann das zum Absterben des Fötus führen.

Zu einer Augenbindehautentzündung kommt es meist durch eine Selbstinfektion, durch das Reiben der Augen nach vorheriger Berührung infizierter Genitalien. Symptome der Bindehautentzündung können schwach oder stark ausfallen und äußern sich zum Beispiel in stark geschwollenen Lidern und starker Eiterbildung. Im schlimmsten Fall kommt es zu Geschwürbildlungen an der Hornhaut mit der Gefahr des Durchbruchs oder Perforation.

Diagnose

Für die Diagnose werden Abstriche der betroffenen Schleimhäute genommen. Mit Hilfe von Kulturen und /oder einer Gram-Färbung kann das Bakterium bei männlichen Erkrankten sehr genau, bei Frauen nur in etwa 50% der Fälle nachgewiesen. Auch mit spezifischen Nukleinsäuren lassen sich Gonokokken nachweisen. Meist wird mit dem Nachweis gleichzeitig auch bestimmt, ob der Erregerstamm resistent gegen Antibiotika ist.

Therapie / Behandlung

Die Behandlung der Gonorrhoe erfolgt mit Antibiotika und zwar bei dem Infizierten und seiner Partner gleichermaßen. Nur so kann der Ping-Pong-Effekt wechselseitig wiederkehrender Ansteckungen vermieden werden. Penicillin ist heute wenig erfolgreich, da die meisten Bakterienstämme dagegen resistent sind. Die Behandlung mit Cephalosporinen und / oder Fluorchinolonen wird ebenfalls immer problematischer, da sich die Bakterien mit ihrer Widerstandsfähigkeit auch auf diese Wirkstoffen eingestellt haben. Die Weltgesundheitsorganisation warnt daher davor, dass es gegen Gonokokken bald keine wirksamen Therapien mehr geben wird.

Verlauf

Im Allgemeinen heilt eine Gonokokken-Infektion nach einer Behandlung mit Antibiotika völlig aus. Bei schweren Verläufen können sich die Erreger über die Blutbahn auf andere Körperbereiche ausbreiten und zum Beispiel Gelenksentzündungen, Herzinnenhaut- und Herzbeutelentzündungen als Folgeerkrankungen verursachen. Bei Männern kann eine Gonorrhoe im schlimmsten Fall zur Unfruchtbarkeit führen. Bei Frauen droht die Sterilität durch Verkleben der Eileiter und des Gebärmutterhalses.

Im ersten Schwangerschaftsdrittel besteht bei infizierten Frauen die Gefahr den Fötus auf Grund einer Bauchfellentzündung zu verlieren. Wird eine akute Gonorrhoe nicht ausreichend oder gar nicht behandelt, droht die Gefahr, dass sie chronisch wird. Bei Neugeborenen, die sich während der Geburt infizieren, kann es im schlimmsten Fall zur Blindheit führen.

Vorbeugen

Einer Gonorrhoe kann man nur durch die Verwendung von Kondomen beim Akt vorbeugen. Den Folgen einer möglichen Infektion der Augen eines Neugeborenen wird gleich nach der Geburt durch den Einsatz von antibiotischen Augentropfen vorgebeugt.

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Dieser Artikel wurde von Marion zuletzt überarbeitet am: 14. Oktober 2020.
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