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China nimmt in vielerlei Hinsicht eine Sonderstellung unter den zentralasiatischen Staaten ein, wenn es um die Bekämpfung von HIV-Infektionen geht. Während die meisten Staaten in Asien sich fast ausschließlich auf internationale Hilfen verlassen, wird in China sehr viel unternommen, um geeignete Strategien gegen die Verbreitung von HIV zu etablieren.

Nach aktuellem Stand ist die Anzahl der HIV-Infektionen in China auf einem – weltweit betrachtet – äußerst niedrigen Niveau. Weniger als 0,1 Prozent der Bevölkerung sind HIV positiv. Das ist deutlich geringer, als in den meisten europäischen Industriestaaten. Während des letzten Jahrzehnts ist die Zahl der Neuinfektionen angestiegen, bereits 2008 war die Zahl der Todesfälle durch HIV und damit verbundene Krankheiten die höchste unter allen Infektionskrankheiten.

Gerade auf dem dicht besiedelten Festland mit seinen hohen Bevölkerungszahlen finden Pandemien in der Regel sehr günstige Ausbreitungsbedingungen vor. In Anbetracht dessen könnte ein weiteres Ansteigen der HIV-Neuinfektionen für China auch wirtschaftliche Schäden nach sich ziehen und ein Risiko für die Wirtschaft und auch für die Weltwirtschaft bedeuten. Aus diesem Grund bemüht sich China, möglichst gezielte Präventivmaßnahmen zu entwickeln, und auch die Behandlungsmöglichkeiten so umfassend wie möglich in allen Regionen des Landes zu anzubieten und weiter zu entwickeln.

China war auch insgesamt gesehen eines der ersten Länder, dass gezielt Präventivprogramme erforscht und entwickelt hat, um eine Ausbreitung des HI-Virus einzudämmen. Die erste HIV-Infektion in China wurde 1982 nachgewiesen. In vielerlei Hinsicht kann die staatliche HIV-Prävention und die staatliche Förderung der Therapien in China als beispielhaft für andere Länder angesehen werden.

Strategiewechsel bei den Präventivmaßnahmen

War die Präventions-Strategie anfangs vor allem von dem Versuch geprägt, möglichst wirksame Abschottungsstrategien gegen das Eindringen des HI-Virus in das chinesische Staatsgebiet von außerhalb zu verhindern, änderten sich diese Strategien während der 1990er Jahre dann grundlegend. Ab dem Jahr 1998 gab es einen neuen, mittel- bis langfristig angelegten Plan zur Prävention und Kontrolle von HIV-Infektionen. Der 13-Jahres-Plan hatte zum Ziel, die Rate der HIV-Infektionen unter einer absoluten Zahl von 1,5 Millionen zu halten – was in etwa dem gegenwärtigen Stand von unter 0,1 Prozent der Bevölkerung entspricht. Der 13-Jahres-Plan kann also als erfolgreich angesehen werden.

Herausgestellt werden muss hier vor allem der Weitblick der chinesischen Regierung, die sich durch umfangreiche Studien im eigenen Land, eine sorgfältige Analyse der Best Practices in anderen Ländern und durch intensive Erforschung der gesamten HIV-Problematik zwar hoch gesteckte Ziele gesetzt, aber diese definitiv erreicht hat.

Ab dem Jahr 2001 wurden diese Strategien dann um einen „HIV-Präventions- und Eindämmungsplan“ ergänzt, dessen Ziele bis 2005 ebenfalls im angestrebten Rahmen erreicht wurden.

Ein wichtiger Punkt ist dabei auch, vor allem bei den betroffenen Risikogruppen – das sind in China wie in den meisten westlichen Nationen vor allem Drogensüchtige, Sexarbeiter und Prostituierte – die soziale Stigmatisierung zu verringern, und auch eine Stigmatisierung von HIV innerhalb des Landes zu unterbinden.

Bereits 2003 war Wen Jiabao der erste Premierminister der Welt (!), der in einer Aids-Klinik Patienten die Hände schüttelte um damit ein Zeichen dafür zu setzen, dass es keine Ausgrenzung gebe.

Auch in Bezug auf die Bekämpfung vor allem der Stigmatisierung der Randgruppen hat China also weitaus mehr als viele andere Nationen unternommen und sehr deutliche Zeichen gesetzt.

Verbreitung von HIV ab dem Jahr 2003

Im Jahr 2003 wurde ein weiterer 5-Jahres-Plan zur noch intensiveren Bekämpfung von HIV und Aids verabschiedet, der nicht nur strengere gesetzliche Regelungen für alle HIV-Risikobereiche vorsah, sondern vor allem auch eine ausgeprägte Fürsorge- und Unterstützungspolitik für alle HIV-Betroffenen.

HIV-Infizierte erhalten – wenn sie in ländlichen Gebieten wohnen und keine Krankenversicherung haben oder mittellos sind – antiretrovirale Therapien kostenlos, ansonsten werden die Kosten von der Krankenversicherung des Betroffenen übernommen. Beratung und Tests sind im ganzen Land kostenlos, für schwangere Mütter wird die antiretrovirale Therapie ebenfalls in jedem Fall kostenlos angeboten, um Mutter-Kind-Übertragungen zu vermeiden.

Alle HIV-betroffenen Haushalte werden sowohl wirtschaftlich als auch durch die Fürsorge unterstützt, im Falle von Waisenkindern, deren Eltern an HIV-verursachten Krankheiten gestorben sind übernimmt der Staat auch in vollem Maß die Erziehung und die Finanzierung der Schulausbildung für die Kinder.

In China kommt also – im Gegensatz zu den meisten Ländern der Welt – ein Umstand zum Tragen, der sehr wichtig ist: Der freie Zugang für alle Bevölkerungsschichten und auch Randgruppen zu Therapien, selbst wenn sie mittellos und möglicherweise auch gesellschaftlich stigmatisiert sind.

Dieser Umstand scheint mithin einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren bei der Bekämpfung und Eindämmung von HIV zu sein. Trotz aller Bemühungen – und aller nachweislichen Erfolge – stieg die Zahl von Neuinfektionen bis 2008 jedoch an.

Etwa ein Drittel der Neuinfektionen steht in Verbindung mit ungeschütztem Verkehr und etwas mehr als ein weiteres Drittel in Verbindung mit dem Gebrauch von intravenös verabreichten Drogen. Das verbleibende Drittel steht vor allem in Verbindung mit Gastarbeitern, die das Virus aus Ländern mit hoher HIV-Verbreitung mit ins Land bringen.

Ausblick

In China wird HIV höchst effektiv bekämpft. Aufgrund der straffen Schlagzahl an etablierten Programmen in der Vergangenheit, kann davon ausgegangen werden, dass China zu den erfolgreichsten Ländern der Welt im Kampf gegen HIV zählt und mit die stärksten Anstrengungen unternimmt, um die Ausbreitung von HIV und AIDS zu unterbinden.

Die Eindämmungsbemühungen sind unter anderem von sozioökonomischen Überlegungen getragen – HIV bedeutet ein großes Risiko für das Volk und die chinesische Volkswirtschaft, aber auch für die Weltwirtschaft insgesamt. China setzt daher sehr viel Elan darin, die bisherigen Erfolge weiter auszubauen. Die bisherigen Erfolge bestätigen diese Bemühungen.

Zusammengefasst ist es bewundernswert, wie ein so großes Land mit HIV umgeht. Hiervon könnten viele westliche Länder lernen.

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Dieser Artikel wurde von Marion zuletzt überarbeitet am: 13. Oktober 2020.
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