Wenn es im Genitalbereich juckt, nässt und undefinierbare, schmerzhafte Pusteln und Geschwüre entstehen, dann könnte es ich um die Geschlechtskrankheit Ulcus molle handeln, die umgangssprachlich als Weicher Schanker bekannt ist. Männer erkranken häufiger an dieser speziellen STD als Frauen. Ulcus molle ist eine sexuell übertragbare Krankheit und in Deutschland relativ selten. Vorwiegend tritt die Krankheit in tropischen Gebieten auf und wird von dort aus nach Europa eingeschleppt. Nicht selten ist ein ungeschützter Urlaubsflirt der Grund für das schmerzhafte „Mitbringsel“.
Die bakterielle Erkrankung wird Weicher Schanker genannt, weil die Geschwüre eine weiche, bewegliche Oberfläche aufweisen. Die Symptome beschränken sich ausschließlich auf den Genitalbereich; die Erreger überwinden nur selten die Lymphbarriere. In Österreich ist Ulcus molle als Geschlechtskrankheit meldepflichtig. In Deutschland besteht keine Meldepflicht, die Krankheit wird jedoch trotzdem von den Gesundheitsbehörden und Ärzten mit Sorge beobachtet. Der Erreger weist zahlreiche Resistenzen auf, die eine Behandlung schwierig gestalten. Normalerweise ist Ulcus molle jedoch gut heilbar. Frauen sind oft Träger der auslösenden Bakterien, ohne selbst zu erkranken. Das bedeutet, dass sie sich zwar angesteckt haben, jedoch keine Symptome zeigen. Um die Erkrankung in den Griff zu bekommen, müssen demnach alle Sexualpartner mitbehandelt werden.
Da Ulcus molle in Deutschland nicht meldepflichtig ist, werden eine Sorgfaltspflicht und eine gewisse Eigenverantwortung der Betroffenen vorausgesetzt. Unbehandelt kann Ulcus molle dauerhaft das Immunsystem schädigen, womit der Körper anfällig gegen weitere (ansonsten harmlose) Erkrankungen wird.
Ursachen
Inhaltsverzeichnis zum Thema Ulcus molle:
Einziger bekannter Auslöser für Ulcus molle ist ein Bakterium, das extrem kälteempfindlich ist und sich nur in feuchten Regionen vermehren und ansiedeln kann. Dies ist auch der Grund, warum sich das Bakterium namens „Haemophilus ducreyi“ vor allem in tropischen und subtropischen Klimazonen am wohlsten fühlt.
Ulcus molle wird ausschließlich durch Geschlechtsverkehr übertragen. Die Bakterien finden ihren Weg in den Körper durch kleinste Hautverletzungen. Allerdings sind auch Schmierinfektionen ohne Penetration möglich, z.B. beim Petting. Die Krankheit bricht wenige Tage nach der Ansteckung aus. Sicher diagnostiziert werden kann das Bakterium nur mittels einer mikroskopischen Untersuchung. Hierfür muss Sekret aus dem Geschwür (Ulcus) punktiert werden.
Ulcus molle – Symptome
Wenige Tage nach einer Ansteckung mit Ulcus molle entwickeln sich im Genitalbereich flache, schmerzhafte Geschwüre – beim Mann zuerst am Penis im Bereich des Frenulums, bei der Frau im Bereich der inneren und äußeren Schamlippen. Meist entsteht mehr als nur ein Geschwür. Gleichzeitig schwellen die Lymphdrüsen in der Leistengegend an.
Unbehandelt kommt es zusätzlich zu den Primärgeschwüren zu schmerzhaften Schwellungen und eitriger Geschwulstbildung im Bereich der Lymphdrüsen (Lymphadenopathie). Die in kurzer Zeit mit eitrigem Sekret gefüllten Hautläsionen sind auf ihrer Oberfläche recht flach, an den Rändern sehr weich und weisen nur selten äußerliche entzündliche Merkmale auf (Rötungen), was sie von Pickeln oder Abszessen unterscheidet.
Die Entzündung selbst liegt tiefer. Neben einer extremen, schmerzhaften Beeinträchtigung beim Sitzen und Laufen kann Ulcus molle Fieber hervorrufen. Fieber ist ein allgemeines Symptom bei Erkrankungen, weil sich der Körper gegen die Erreger wehrt.
Diagnose
Ulcus molle kann nur von einem Arzt sicher diagnostiziert werden. Eine Selbstdiagnose von Ulcus molle ist nicht möglich, weil die Geschwüre leicht mit Symptomen anderer Geschlechtskrankheiten verwechselt werden können. Auch eine Selbstmedikation ist kontraproduktiv, weil Naturheilmittel, Salben und Schmerzmittel nur kurzzeitig schmerzlindernd wirken, die Ulcus molle Erreger jedoch nicht bekämpfen.
Neben der Inaugenscheinnahme der Hautveränderungen ist eine mikroskopische Untersuchung unabdingbar, um das Bakterium exakt klassifizieren und andere Ursachen (Syphilis, Genitalherpes) auszuschließen zu können. Hierfür wird ein Abstrich vorgenommen bzw. Sekret aus dem Abszess entnommen. Die geschieht durch Punktion mittels Kanüle ohne Betäubung. Mit dem Abstrich wird eine Erregerkultur im Labor angelegt. Unter dem Mikroskop kann das Bakterium „Haemophilus ducreyi“ schließlich identifiziert werden. Gleichzeitig wird getestet, auf welche Behandlung das Bakterium am besten anspricht.
Therapie / Behandlung
Ulcus molle ist gut behandelbar. Sofern der Bakterienstamm aufgrund früherer Behandlungen keine Resistenzen entwickelt hat, kann es mit einem speziell gegen das verursachende Bakterium entwickelte Antibiotikum abgetötet werden. Die genauen Wirkstoffe müssen jedoch vom Arzt festgelegt werden. Jedes Antibiotikum wirkt anders. Antibiotika gegen Erkältungskrankheiten helfen zum Beispiel überhaupt nicht. Ulcus molle ist in den meisten Fällen gegen Penizillin immun.
Gute Ergebnisse werden mit dem Wirkstoff Ceftriaxon erreicht. Ceftriaxon wird einmalig intramuskulös verabreicht, hemmt die Zellsynthese und vernichtet die Zellstruktur des Bakteriums nachhaltig. Oral hat dieses Antibiotikum keine Wirkung. Weitere geeignete antibakterielle Wirkstoffe sind Ciprofloxacin und Erythromycin. Diese werden oral über einen längeren Zeitraum eingenommen. Gegebenenfalls müssen größere Lymphabszesse entleert und drainiert werden.
Auch wenn der Sexualpartner keine Symptome zeigt, sollte er unbedingt mitbehandelt werden, sonst kommt es nach Abklingen der Symptome zu einer erneuten Ansteckung. Während der Behandlung ist unbedingt auf den Geschlechtsverkehr zu verzichten. Nach spätestens sieben Tagen sollte Ulcus molle geheilt sein.
Verlauf
Etwa vier bis zehn Tage nach der Ansteckung mit Ulcus molle zeigen sich erste Symptome in Form eines Knötchens an der Eintrittsstelle des Erregers im Genitalbereich. Das Primärgeschwür entwickelt sich beim Mann meist unterhalb der Eichel, bei der Frau an den Schamlippen. Nach einer kurzzeitigen Entzündung bildet sich aus dem Knötchen ein flaches, mit Sekret gefülltes Geschwür mit gezackten, weichen Rändern. Mehrere Geschwüre können ineinander übergehen und eine größere Geschwulstfläche bilden, die an den Rändern gerötet ist. Die Haut ist sehr berührungsempfindlich und schmerzt. Je nach Intensität der Erkrankung schwellen die leistenseitigen Lymphdrüsen an. Unbehandelt kommt es auch hier zu eitergefüllten Abszessen, die wie weiche Warzen aussehen. Die Schmerzen sind sowohl oberflächlich als auch unter der Haut spürbar und können bis in den Unterbauch strahlen.
Unmittelbar nach einer Behandlung mit Antibiotika schwellen die Lymphknoten ab, die Abszesse bilden sich zurück und Ulcus molle gilt als geheilt. Panthenol und entzündungshemmende medizinische Pflegeprodukte sorgen für eine Regeneration der betroffenen Hautareale.
Vorbeugung
Da eine Ansteckung mit Ulcus molle nahezu ausschließlich über den Sexualverkehr passiert, ist eine Vorbeugung nur durch die Verwendung von Kondomen zu erreichen. Wird die Krankheit Ulcus molle diagnostiziert, so ist unbedingt der Sexualpartner mit zu behandeln, um Folgeansteckungen zu vermeiden. Eine Immunität durch eine erfolgreiche Bekämpfung wird nicht erreicht, da es sich bei Ulcus molle um eine bakterielle Erkrankung handelt und nicht um eine Viruserkrankung.